Viele Menschen kennen Angst, manche auch Panikattacken. Was viele nicht wissen: Bei einem großen Teil steckt im Hintergrund noch etwas anderes – ADHS.
Ich selbst habe die Diagnose ADHS erst vor kurzer Zeit erhalten – und nur deswegen, weil ich durch Zufall an den richtigen Arzt geraten bin der sich damit auskennt. Jahrelang dachte ich, meine Unruhe, mein schnelles Denken, meine Reizüberflutung seien einfach „ich“. Bis klar wurde: Es war ADHS oder zumindest ein Teil davon. Und das erklärt vieles.

Plötzlich ergab es Sinn, warum mein Kopf selten still war. Warum ich an manchen Tagen schon von einfachen Dingen überfordert war. Und warum Ruhe nicht automatisch Ruhe bedeutete.

Warum ADHS und Angst und panikattacken so oft zusammen auftreten

ADHS und Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Themen überhaupt – und sie treten oft gemeinsam auf.
Schätzungen gehen davon aus, dass etwa die Hälfte aller Erwachsenen mit ADHS irgendwann im Leben auch eine Angststörung entwickeln.
Das liegt nicht daran, dass ADHS „Angst macht“, sondern daran, wie unser Nervensystem arbeitet:
Es reagiert schneller, empfindlicher und intensiver.
Reizüberflutung, ständige Anspannung und die Angst, wieder etwas falsch zu machen – das alles kann sich zu einem Kreislauf aufschaukeln.
Wenn du ADHS hast, kennst du vielleicht dieses Gefühl:
Der Kopf läuft Marathon, der Körper gleich mit – und am Ende ist man erschöpft, ohne genau zu wissen, wovon eigentlich.

Wo sich ADHS und Angst überschneiden

Schaut man genauer hin, merkt man: Die beiden Themen teilen sich viele Symptome. Und genau das macht sie so schwer auseinanderzuhalten.

• Innere Unruhe: Gedanken rasen, der Körper zieht mit.
• Reizüberflutung: Lärm, Licht, viele Menschen – und irgendwann ist alles zu viel.
• Schlafprobleme: Einschlafen klappt nicht, weil der Kopf keine Pause kennt.
• Konzentrationsprobleme: Entweder zu viel Energie oder gar keine.
• Selbstzweifel: Wenn man sich oft „anders“ fühlt, entsteht leicht Angst, zu versagen.

Das kann beides sein – ADHS und Angst. Und manchmal erkennt man erst im Rückblick, dass sich beides gegenseitig verstärkt hat.

Was hilft im Alltag

Manchmal sind es einfache Dinge, die im Umgang mit ADHS und Angst einen großen Unterschied machen:

Verstehen statt Verurteilen.
Wenn klar wird, dass viele Reaktionen mit ADHS zusammenhängen, nimmt das den Druck. Es geht nicht darum, „normal“ zu funktionieren, sondern zu verstehen, wie das eigene System arbeitet.
Pausen planen – nicht hoffen.
Unterwegs zu sein kann schnell überfordern. Deshalb hilft es, Pausen fest einzuplanen – Orte zu finden, an denen Ruhe möglich ist: ein Café, das Auto, ein Spaziergang. Ruhe entsteht selten zufällig, sie braucht Raum.
Realistisch bleiben.
Nicht jeder Tag verläuft reibungslos. Doch wer die eigenen Muster kennt, verliert weniger Energie an Angst und Selbstzweifel – und gewinnt ein Stück Gelassenheit zurück.

Reisen mit ADHS & Angst

Reisen ist wunderschön – aber es kann auch laut, chaotisch und voll sein. Für Menschen mit ADHS und Angst ist das eine Herausforderung. Ich habe gelernt, dass Vorbereitung keine Schwäche ist, sondern Schutz.
Ich reise mit:
• Zeitpuffer: lieber zu früh da als gehetzt.
• Rückzugsort: Kopfhörer, leiser Platz, ein Moment für mich etc.
• Plan B: Wenn’s zu viel wird, darf ich umplanen. Niemand erwartet Perfektion.

Das Reisen ist für mich ein Spiegel: Es zeigt, wie fein das Gleichgewicht zwischen Mut und Überforderung sein kann.
Aber es zeigt auch, dass beides geht – Angst haben und trotzdem unterwegs sein.

Fazit

Manchmal ist es nicht „nur“ Angst – manchmal steckt ADHS mit im Rucksack. Beides zu erkennen heißt nicht, sich festzulegen, sondern sich besser zu verstehen. Und genau das ist oft der erste Schritt: Weg vom „Was stimmt nicht mit mir?“ – hin zu „Jetzt verstehe ich, warum.“

Weil Mut ansteckend ist – gerne teilen 🙌

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