Über

Panik on Tour – Mut im Gepäck

Wenn du mich heute siehst, würdest du wohl nicht ahnen, dass ich seit meiner Kindheit mit Angst und Panik lebe. Für viele bin ich einfach ein ganz normaler Mann – Familienvater, beruflich erfolgreich, jemand, der viel erreicht hat. Doch hinter dieser Fassade steckt mehr: jahrzehntelange Unsicherheit, innere Kämpfe und immer wieder Panikgefühle. Dazu kamen Schwindel, Herzstechen, Darmprobleme, schlaflose Nächte und Momente, in denen ich glaubte, die Kontrolle zu verlieren.

Meine Geschichte beginnt früh. Mit viereinhalb Jahren stürzte ich aus dem zweiten Stock des elterlichen Betriebs. Ich erlitt einen Schädelbasisbruch und verlor vorübergehend die Sprache. Gefühlt lag ich eine halbe Stunde auf einer kalten Betonplatte, bis man mich fand. Später musste ich in eine Sprachschule gehen, um das Sprechen neu zu lernen. Doch niemand sprach darüber, wie sich so ein Erlebnis anfühlt.
Man funktionierte einfach – man hatte ja überlebt. Dieses Erlebnis prägte mich: Gefühle unterdrücken, weitermachen, keine Schwäche zeigen.

Ein Mann mit Rucksack steht auf einer endlosen Straße im Abendlicht. Um ihn herum wirbeln leuchtende Linien und Bruchstücke, die innere Unruhe und gleichzeitig Aufbruch symbolisieren. Der Himmel öffnet sich in warmen Farben – ein Sinnbild für Mut, Neuanfang und die Reise mit Panik im Gepäck
„Ein Mann sitzt verzweifelt im Pyjama auf einem Bett, während im Hintergrund eine Business-Konferenz läuft. Die Begriffe ‚Angst vor Kontrollverlust‘, ‚Todesangst‘ und ‚Niemand sieht Panik‘ zeigen, wie unsichtbar Panikattacken im Alltag sein können.

Mit 17 hatte ich meine erste große Panikattacke. Damals hatte ich keine Worte dafür – ich dachte, ich sterbe.
Kein Arzt, kein Erwachsener konnte mir erklären, was da passiert. Also trug ich sie still mit mir – wie so viele andere Symptome: Unruhe, Angst vor Kontrollverlust, Todesangst. Und trotzdem machte ich Karriere.

Nach vielen Jahren im elterlichen Betrieb wechselte ich in die Industrie.
Erst als Außendienstmitarbeiter, später als Vertriebsleiter – und schließlich verantwortlich für den Export.

Ich liebte meine Arbeit. Ich war viel unterwegs: in Deutschland, quer durch Europa und manchmal weit darüber hinaus. Ich mochte die Begegnungen, die Gespräche, das Gefühl, unterwegs zu sein und etwas zu bewegen.
Doch hinter all dem stand ein Mensch, der unterwegs – im Auto, im Hotelzimmer, irgendwo zwischen zwei Terminen – leise darum bat, dass die Panik heute nicht mitfährt. Nach außen lief alles wie immer: Termine, Präsentationen, Gespräche. Innen dagegen war es oft ein Ringen um Ruhe, um Atem, um Halt.

Und trotzdem machte ich weiter. Nicht, weil ich musste, sondern weil ich meine Arbeit liebte – und tief in mir wusste, dass das Leben mehr ist als Angst.

Trotz allem machte ich mich noch selbständig. Ich führte ein erfolgreiches Unternehmen – bis alles zu viel wurde.
Später kehrte ich zurück in den Vertrieb und arbeitete zuletzt im Projektmanagement.
Ich war zuverlässig, lösungsorientiert, belastbar – und innerlich permanent am Limit.

Ich war in Kliniken, machte Rehas und probierte verschiedene Medikamente: Venlafaxin, Opipramol und derzeit Escitalopram.
Manche halfen eine Zeit lang, andere gar nicht. Doch selbst die Mittel, die zunächst wirkten, verloren irgendwann ihre Kraft.
Es gab Phasen, in denen ich mich stabiler fühlte und glaubte, es endlich geschafft zu haben.
Doch dann kamen – oft plötzlich und ohne erkennbaren Grund – Auslöser, die alles wieder ins Wanken brachten.

Seit April 2024 bin ich arbeitsunfähig – Diagnose: generalisierte Angststörung mit Panikattacken.
Das klingt nach Ruhe, doch in Wahrheit kämpft man dann erst recht.
Der Alltag wird zum Hindernis. Schon kurze Wege werden zu Mutproben.

Ein Mann in drei Lebensphasen: als Unternehmer unter Druck, als Patient in der Klinik mit Angstdiagnose und als Kämpfer im Alltag, der jeden Schritt als Mutprobe erlebt.
Ein Mann steht lächelnd vor seinem Wohnmobil an der Küste im Sonnenuntergang. Hinter ihm symbolisieren Schatten Gestalten seine überwundenen Ängste.

Und genau hier beginnt meine neue Reise – eine, die ich selbst bestimme.

Warum ich das schreibe?
Weil du vielleicht auch jemand bist, der viel leistet und gleichzeitig viel versteckt.
Weil du dich manchmal fragst, wie lange man noch „funktionieren“ kann.
Und weil ich dir sagen will:

Du bist nicht allein.
Du bist nicht verrückt.
Du bist nicht schwach.
Vielleicht bist du sogar stärker, als man glaubt – denn du kämpfst jeden Tag, ohne dass es jemand sieht.

Ich weiß, dass ich nicht mehr in meinen alten Beruf zurückkehren kann.
Und ich weiß auch, dass mich die Angst wohl mein Leben lang begleiten wird.
Doch ich weigere mich zu akzeptieren, dass mein Leben nur noch vom Sofa oder Schreibtisch aus stattfindet.

Genau aus diesem Gefühl heraus ist die Idee zu „Panik on Tour“ entstanden.
Mein Ziel ist es, mir meine Welt zurückzuerobern – Schritt für Schritt, nicht nur bis zum Supermarkt oder zum Arzt.

Egal ob zu Fuß, mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug – oder, und das ist mein Wunsch und Ziel, mit einem eigenen Wohnmobil: meinem sicheren Hafen auf Rädern.

Ich will spüren und erleben, dass die Welt größer ist als die Angst in meinem Kopf.
Es geht nicht darum, vor der Angst davonzufahren, sondern zu lernen, mit ihr zu reisen.
Genau deshalb heißt es: Mut im Gepäck.

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst.
Mut ist das Wissen, dass man trotz der Angst weitergehen kann.
Jeder Kilometer wird zu einem kleinen Sieg.

Vielleicht nicht sofort und sicher nur in kleinen Schritten – aber ich gehe los, ohne Eile.

Wenn du das hier liest und dich darin wiedererkennst, bist du herzlich eingeladen, diese Reise mitzuverfolgen.
Vielleicht gehen wir ein Stück des Weges sogar gemeinsam.
Nicht als Helden, sondern als Menschen, die sich ihre Freiheit zurückholen.
Wie ein Krebs – zwei Schritte vor und einen zurück – aber wir gehen.

Ein Mann steht mit einer Laterne am Rand einer Klippe, neben ihm ein Wohnmobil und leuchtende Symbole von Mut und Richtung – Sinnbild für Aufbruch mit Panik im Gepäck.
Ein Mann mit Rucksack steht auf einem Bergweg im Sonnenuntergang, schreibt in ein Notizbuch, während im Hintergrund sein Wohnmobil auf ihn wartet – Sinnbild für Achtsamkeit und Mut.

Und damit du weißt, worauf du dich hier einlässt:

Diese Reise beginnt nicht in der Vergangenheit und auch nicht irgendwann in der Zukunft.
Sie beginnt jetzt.

Um ehrlich zu sein: Es gibt noch kein Wohnmobil – nur die Sehnsucht danach.
Es gibt auch keine fertige Route – nur den Wunsch und die Entscheidung, loszugehen.

Du liest hier also keine fertige Geschichte mit bekanntem Ende.
Du bist Zeuge und Teil des absoluten Anfangs.

Gemeinsam schlagen wir heute Seite eins auf.
Und beginnen erst, diese Geschichte zu schreiben.

Über das Outen und Sichtbarwerden

„Ich möchte etwas persönliches anmerken, das mir sehr am Herzen liegt.“

In unserer heutigen, von sozialen Medien geprägten Welt mag es für viele selbstverständlich erscheinen, Bilder und persönliche Einblicke in das eigene Leben zu teilen.
Doch hinter der Entscheidung, keine Information oder kein Foto von sich preiszugeben, steckt oft eine tiefere und nachvollziehbare Sorge.
Für Menschen, die mit Angst- und Panikstörungen leben, ist diese Zurückhaltung ein wichtiger Schutzmechanismus – in einer Gesellschaft, in der psychische Erkrankungen leider immer noch mit Stigmata behaftet sind.

Die Angst vor Ausgrenzung und negativen Konsequenzen ist für Betroffene eine reale, alltägliche Belastung. Die Sorge, dass andere ihre Verletzlichkeit ausnutzen, sie als „labil“ oder „unzuverlässig“ abstempeln oder sich von ihnen distanzieren könnten, ist tief verwurzelt. Diese Befürchtungen sind keine Einbildung, sondern spiegeln eine traurige Realität wider: Unwissenheit und Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen existieren nach wie vor. Das Internet, mit seiner Anonymität und der schnellen Verbreitung von Informationen, kann diese Ängste zusätzlich verstärken. Ein geteiltes Bild kann in diesem Kontext das Gefühl der unkontrollierbaren Exposition und des Ausgeliefertseins massiv erhöhen.

Umso bedeutsamer ist der mutige Schritt jener Menschen, die ihre Geschichte öffentlich gemacht haben – darunter auch bekannte Persönlichkeiten.
Torsten Sträter und Kurt Krömer haben durch ihre Offenheit über Depressionen vielen Menschen Mut gemacht. Beide sprechen mit beeindruckender Ehrlichkeit über die dunklen Momente ihres Lebens und tragen so dazu bei, das Schweigen zu brechen. Kurt Krömer hat in Interviews, in seinem Buch und öffentlich über seine langjährige Erfahrung mit Depressionen gesprochen – er zeigt in eindringlicher Weise, wie eine psychische Erkrankung das Leben beeinflussen kann.
Torsten Sträter fungiert seit 2018 als Schirmherr der Deutschen DepressionsLiga e. V., wo er sich für Aufklärung und Entstigmatisierung von Depressionen einsetzt.

Doch sie sind längst nicht allein. Auch Nora Tschirner, Clueso, Harald Schmidt, Matthias Schweighöfer und viele andere haben öffentlich über ihre Erfahrungen mit Depressionen gesprochen.
Jede dieser Stimmen trägt auf ihre eigene Weise dazu bei, das Thema psychische Gesundheit sichtbarer und greifbarer zu machen – fernab von Oberflächlichkeit oder Scham.
Durch ihr öffentliches Sprechen haben all diese Menschen etwas Entscheidendes bewirkt:

Entstigmatisierung:
Sie zeigen, dass psychische Erkrankungen jeden treffen können – auch erfolgreiche, humorvolle oder scheinbar unerschütterliche Persönlichkeiten.

Ermutigung:
Sie machen Betroffenen Mut, sich ebenfalls Hilfe zu suchen und offen über ihre seelische Gesundheit zu sprechen.

Aufklärung:
Sie tragen dazu bei, Missverständnisse und Vorurteile abzubauen und gesellschaftliche Empathie zu fördern.

Diese Offenheit ist ein unschätzbar wertvoller Beitrag. Sie hilft, das Schweigen zu brechen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der es eines Tages hoffentlich kein Risiko mehr darstellt, sich so zu zeigen, wie man ist – mit oder ohne Bild.
Diese Menschen sind leuchtende Beispiele dafür, wie wichtig es ist, über psychische Gesundheit zu sprechen und Betroffenen mit Verständnis, Achtung und Respekt zu begegnen.

Ich wünsche mir, dass dies auch im Zusammenhang mit Angst- und Panikstörungen stärker geschieht.
Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe den Eindruck, dass hier immer noch eine große Hemmschwelle besteht.

Was kommt eigentlich häufiger vor: Angststörungen und Panikattacken oder Depressionen?

Viele glauben, Depressionen seien die häufigste psychische Erkrankung – nicht zuletzt, weil sie in den Medien und durch mutige Persönlichkeiten wie Sträter und Krömer mehr Aufmerksamkeit erhalten. Doch die Zahlen zeigen ein anderes Bild:

Angststörungen sind weiter verbreitet.

Laut Daten des Robert Koch-Instituts sind in Deutschland jährlich etwa 15 % aller Erwachsenen von einer Angststörung betroffen – also fast jede sechste Person. Dazu gehören Panikstörungen, generalisierte Angststörungen und soziale Phobien.
Zum Vergleich: Etwa 9 % leiden im gleichen Zeitraum an einer depressiven Störung.

Warum also nehmen wir Depressionen häufiger wahr?
Zum einen überschneiden sich beide Erkrankungen oft. Eine langanhaltende Angststörung kann zu Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit führen – und so in eine Depression münden. Zum anderen ist die öffentliche Aufklärung über Depressionen in den letzten Jahren stark gewachsen – was großartig ist! Aber dadurch stehen Angststörungen häufig noch im Schatten.
Viele Betroffene deuten ihre Symptome (Herzrasen, Schwindel, Atemnot) als körperliche Ursachen – oder schweigen aus Scham.

Mein Fazit:
Es ist keine Frage des Wettbewerbs, welche Erkrankung „schlimmer“ oder „wichtiger“ ist. Jede psychische Belastung verdient Anerkennung, Verständnis und professionelle Hilfe. Aber die Zahlen zeigen uns, dass wir unseren Fokus erweitern müssen. Es ist an der Zeit, dass Angststörungen genauso offen und vorurteilsfrei besprochen werden wie Depressionen. Denn nur, wenn wir das Schweigen brechen, können wir die Stigmata abbauen und dafür sorgen, dass sich wirklich jeder traut offen darüber zu sprechen.

Mutig den Umgang mit Panik und Ängsten teilen

Begleite Chris nicht nur auf seiner Reise, sondern entdecke die Menschen, die ihn – mal ein Stück, mal eine ganze Weile und manche sogar den ganzen langen Weg – begleiten.

Chris

Der Mensch hinter „Panik on Tour“

Als Gründer von „Panik on Tour“ nehme ich dich mit auf meine Reise zwischen Angst und Abenteuer – ehrlich, persönlich und mit der Hoffnung, Mut zu schenken, auch wenn mich diese Krankheit Tag für Tag begleitet und Teil meines Lebens ist.

Freundliches Avatar-Portrait einer jungen Frau mit blondem Haar und blauen Augen.

Anne

Verbündete mitten im Sturm

Ich bin Anne und kenne die Reise mit der Angst seit 2013. Als Wegbegleiterin von Chris weiß ich: Man ist nicht alleine. Der gemeinsame Austausch und Seiten wie diese machen unglaublich viel Mut, den eigenen Weg zu gehen.

Buddy

Buddy – der Mutmacher an Chris’ Seite

Ich bin Buddy, der Krebs – und begleite Chris auf seinem Weg. Manchmal geht es zwei Schritte nach vorn und einen zurück, doch genau darin liegt der Mut, immer weiterzugehen – für ihn und vielleicht auch für dich.

Der nächste Wegbegleiter wird hier vorgestellt – vielleicht bald auch du?

Hier könntest du stehen – mit oder ohne Bild. Denn jeder, der Chris auf seinem Weg begleitet, ist ein wichtiger Teil der Reise.

FAQ

Fragen und Antworten
Wie konntest du die Panik so lange im Management-Job verstecken?

Ich habe meine Arbeit immer geliebt. Vielleicht war das sogar der Grund dafür, dass ich so lange nicht verstanden habe, was in mir wirklich los war. Für mich fühlte es sich über Jahre einfach nach Überlastung an – nach viel Verantwortung, nach Druck, den man eben aushält, wenn man seinen Job gut machen will. Eine psychische Erkrankung kam mir nie in den Sinn. Ich habe mir eingeredet, dass ich nur „weitermachen“ muss, dann wird es schon wieder.
Und so habe ich weitergemacht. Mit enormer Kraft. Ich wurde darin sehr gut, nach außen ruhig und souverän zu wirken, auch wenn es innerlich oft ganz anders aussah. Ich habe mich durch viele Situationen durchgebissen und bin dabei immer wieder weit über meine eigenen Grenzen gegangen. Heute weiß ich: Man nennt das oft „hochfunktionale Angst“. Man schafft alles irgendwie – aber man verliert dabei Stück für Stück das Gefühl dafür, was man selbst braucht.
Erst seit einiger Zeit kann ich offen dazu stehen. Mein Erfolg war echt, aber er hat viel Kraft gekostet – mehr, als ich mir damals eingestehen wollte.

Warum ausgerechnet der Traum vom Wohnmobil?

Das Wohnmobil ist für mich der perfekte Kompromiss. Es ist mein „Safe Space“, meine sichere Höhle auf Rädern. Wenn die Welt draußen oder die Panik zu laut wird, kann ich die Tür zumachen und bin „zuhause“, egal wo ich gerade stehe. Es gibt mir die Kontrolle zurück, die mir die Angst oft nimmt.

Wie geht deine Familie heute mit deiner Erkrankung um?

Das war ein langer Lernprozess für uns alle. Früher habe ich versucht, sie zu schützen, indem ich geschwiegen habe. Heute weiß ich: Offenheit ist der Schlüssel. Meine Familie ist mein wichtigstes „Team Buddy“. Sie wissen jetzt, was los ist, wenn ich so oder so reagiere und geben mir den Raum und die Unterstützung, die ich dann brauche, ohne großes Drama.

Bist du jetzt „geheilt“, wo du so offen darüber schreibst?

„Geheilt“ ist das falsche Wort. Die Angst und das ADHS sind Teil von mir und werden es wohl immer bleiben. Aber sie sitzen sehr oft nicht mehr am Steuer meines Lebens. Es geht nicht ums Heilen im Sinne von „Wegmachen“, sondern ums „Managen“. Ich lerne jeden Tag besser, mit meinen Begleitern umzugehen, statt gegen sie zu kämpfen. Das ist für mich Heilung.

Weil Mut ansteckend ist – gerne teilen 🙌